Als der neue Staat der Slowenen, Kroaten und Serben Ende Oktober 2018 seine Unabhängigkeit proklamierte, hatte er keine andere Wahl, als die meisten der bisherigen habsburgischen Beamten in seinem Dienst zu behalten; die Verwaltungsstruktur wie auch die Gesetze und Verordnungen blieben gleichfalls nahezu unverändert. Und als sich dieser Staat dem Königreich Serbien anschloss, um das neue Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen zu bilden, änderte sich die Situation nur wenig respektive nur langsam. Noch jahrelang hatte das Königreich drei Währungen und mehrere Rechtssysteme; der Nordwesten des Landes – die ehemals habsburgischen Provinzen – behielt ein starkes habsburgisches Kolorit. Dies zeigte sich auch auf der Ebene des Verwaltungspersonals. Während die neue Staatsgewalt den Bruch mit der Vergangenheit betonte und antihabsburgische Rhetorik einen prominenten Platz im politischen Diskurs einnahm, wurden nur wenige Beamte wegen vermuteten habsburgischen Loyalismus herabgestuft oder entlassen. Im Gegenteil wurden selbst hochrangige Behördenvertreter, die aus Wien zurückkehrten, rasch in die Verwaltung des neuen Staates integriert. Da sie oftmals über ein höheres Bildungsniveau verfügten, gelang es ehemaligen habsburgischen Beamten auch, in der jugoslawischen Zentralverwaltung aufzusteigen. Zugleich allerdings kam es zu einer raschen Nationalisierung der Verwaltung, und die Beamten – wie auch Lehrerinnen und Lehrer sowie manche anderen – wurden nach ihrer wahrgenommenen Volkszugehörigkeit kategorisiert, wobei die nicht als jugoslawisch eingestuften überwiegend entlassen wurden.
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